Borkumerleben – Interview mit Göran Sell

Interview mit Göran Sell | 16. Oktober 2019


Milchbuden werden nicht abgeschafft!

Gespräch mit Göran Sell, Geschäftsführer der Nordseeheilbad Borkum GmbH

Die Betreiber der Milchbuden hatten am 8. Oktober mit einer „Todesanzeige“ in der Tagespresse das Ende der Milchbuden für 2020 angekündigt. Borkumerleben nahm dies zum Anlass mit Göran Sell, dem Geschäftsführer der Nordseeheilbad Borkum GmbH (NBG) zum aktuellen Sachstand „Milchbuden“ ein Gespräch zu führen.

Borkumerleben: Herr Sell, wie haben Sie diese Art der Kommu-nikation empfunden? Göran Sell: Fragen zu Pacht-verhältnissen können – wie in allen anderen Fällen auch – Pächter und Verpächter nur im direkten Kontakt klären.  Somit war die Anzeige nicht hilfreich.Unter anderem heißt es in der Anzeige, „nach einem harten, ungleichen und unfairen Kampf mit der Geschäftsleitung NBG“ – war das so? Sell: Von unserer Seite ging es nie um einen Kampf. Im Gegenteil, Anfang 2018 haben wir uns – auf unsere Initiative hin – auf einen Weg mit den Milchbudenbetreibern gemacht, unter anderem mit zahlreichen Gesprächen und sogar einem Workshop zur gemeinsamen Zukunftsgestaltung. Dass sich ein Verpächter derart intensiv mit seinen Pächtern zusammensetzt, dürfte seines Gleichen suchen. In der Geschichte der NBG ist dies einzigartig. Daher eine Gegenfrage: Haben die Milchbudenbetreiber die Veröffentlichung in dem ebenfalls von Ihnen herausgegebenen Borkum-Aktuell, gemeint ist hier das April-Heft 2019, kommentiert oder in Zweifel gezogen haben? Dort sind ja bereits alle Fakten ohne Polemik aufgeführt. Antwort Borkumerleben: Nein, es gab keine Kommentare diesbezüglich seitens der Milchbudenbetreiber. Im vergangenen Frühjahr gab es die Nachfrage nach einem Bericht/Interview, dieser Wunsch wurde jedoch kurzfristig unter Hinweis auf ein schw-bendes Verfahren zurückgezogen.

Betrachten Sie die Kommunikation mit den Betreibern als gescheitert? Sell: Das hängt nicht von mir allein ab. Alle wesentlichen Entscheidungen in diesem Verfahren wurden Konzeptvorschlag der Nordseeheilbad Borkum GmbH für neue Milchbu-den, welches ein einheitliches Genehmigungsverfahren beinhaltet, aber Spielraum für individuelle Gestaltung lässt. (Siehe oben)Grafiken: Nordseeheilbad Borkum GmbH und werden durch den Auf-sichtsrat der NBG beschlossen. In der von CDU/SPD und Bündnis90/Die Grünen veröffentlichten Mitteilung heißt es zur zukünftigen Kommunikation: Zitat: „Auf Grundlage dieser Aktion werden weitere Gespräche nicht nur deutlich schwieriger, sondern müssen sogar als beendet angesehen werden. Viel wichtiger wäre es erneut in den Dialog zu treten und „MITEINANDER“ die neue Generation “Milchbude Borkum” auf den Weg zu bringen“. Zitate Ende.

Ist es so, wie es in der besagten „Todesanzeige“ heißt, dass die bisherigen Betreiber bzw. deren Betriebe nicht mehr gewünscht sind bzw. wird die Art der Kom-munikation Einfluss auf das künf-tige Wettbewerbsverfahren haben? Können die jetzigen Betreiber bei der gesetzlich vorgeschriebenen Neuausschreibung bevorzugt werden?

Sell: Zunächst ist festzuhalten, dass die derzeitigen Pachtverträge mit den Milchbudenbetreibern nicht seitens der NBG gekündigt wurden, sondern Ende des kommenden Jahres auslaufen. Dass dies so ist, basiert auf jeweils einvernehmlich zwischen den Milchbudenbetreibern und der NBG getroffenen Vereinbarungen. Damit müssen jetzt neue Pachtverträge abgeschlossen werden. Dass die Neuvergabe der Pachtverträge im Rahmen eines Wettbewerbs-verfahrens stattfinden wird, folgt sowohl rechtlichen Vorgaben als auch der Überzeugung des Aufsichtsrates und der Geschäftsleitung der NBG. Somit werden die Milchbuden genauso behandelt wie die anderen gastronomischen Pachtobjekte des Unternehmens. Es hat also nichts damit zu tun, dass die bisherigen Betreiber der Milchbuden bzw. deren Betriebe nicht mehr gewünscht seien. Im Wett-bewerbsverfahren wird – wie bereits an mehren Stellen dargestellt – u. a. die Vermittlung Borkumer Tradition ein ent-scheidungsrelevantes Kriterium sein. Daraus resultiert automatisch ein Vorzug für all jene, die diese Tradition authentisch vermitteln können. Nach meiner Einschätzung haben gerade die derzeitigen Milchbudenbetreiber hier sehr gute Chancen. Sie müssen sie allerdings auch nutzen.

Wäre es denn realistisch, dass die Milchbudenbetreiber ein eigenes Genehmigungsverfahren betreiben, um z.B. über 2020 hin-aus den Betrieb zu sichern? Sell: Die Milchbuden befinden sich in einem Bereich, der grundsätzlich von jeglicher Bebauung freizuhalten ist. Dass sie dennoch dort stehen dürfen, liegt daran, dass die NBG für die Stadt Borkum an den Stränden einen öffentlichen Seebadebetrieb durchführt und die Milchbuden der entsprechenden Strandversorgung dienen. Daher ist es unrealistisch, dass die Milchbudenbetreiber selbst – losgelöst von diesem öffentlichen Seebadebetrieb – als Privatpersonen eine Baugenehmigung für die Buden erwirken können, nicht für 2021 und auch nicht für die Folgejahre.

Die Milchbudenbetreiber lassen verlauten, dass sie ihre Geräte z.B. Küchengeräte in den neuen Buden nicht mehr verwenden können, ist das so? Sell: Die Geräte können weiter verwendet werden. So wie die geplanten Buden insgesamt entsprechen auch die Abmaße von deren Küchen weitestgehend den bisherigen Milchbuden.? Man spricht immer von „Einheitsbuden“, ist das so, werden alle Milchbuden gleich aussehen? Sell: Betrachten wir zum Vergleich zunächst einmal einige Hotels an der Jann-Berg-haus-Straße. Jedes hat seine eigene Bauweise, dennoch folgen sie alle dem Stil der Bäderarchitektur. So wird es auch mit den neuen Milchbuden sein. Alle sind verschieden, folgen dabei zugleich einem Stil. Dieser leitet sich aus der Borkum-typischen, historischen Milchbude ab. Darüber hinaus hat jeder Pächter die Möglichkeit, seiner Bude sein individuelles Flair durch die Gestaltung des Außen- und Innenbereichs sowie der Werbeanlagen usw. zu geben.  Es werden immer wieder Pachtsummen in den Raum gestellt, die wir hier nicht kommunizieren wollen. Sind denn bereits neue Pachtsummen festgelegt?

Sell: Nein, Pachtsummen stehen nicht im Raum. Die Pacht wird sich – wie bei allen neuen Pachtverträgen mit der NBG – aus einer Grundpacht und einer Umsatzpacht zusammensetzen.

Wie geht es weiter? Sell: Im Verfahren mit dem Landkreis und dem NLWKN haben wir inzwischen eine sehr gute Form der Zusammenarbeit gefunden. Alle ziehen an einem Strang und alle, auch die zusätzlich beteiligten Behörden, sind gewillt, die Borkumer Milchbudentradition in die Zukunft zu führen. Wir konnten ja auch erreichen, dass die 2019 auslau-fende Genehmigung ein weiteres Mal bis Ende 2020 verlängert wurde.

Borkumerleben:Ein Satz zum Schluss? Sell: Die Attraktivierung der Promenade wurde von unse-ren Gästen sehr positiv bewer-tet und honoriert. Ich bin mir sicher, dass es bei den neuen Milchbuden in direkter Nach-barschaft genauso sein wird. Eine gute Versorgung unserer Strandgäste als wichtiger Teil des Borkumer Seebadebetriebs ist uns eine Herzensangelegen-heit. Daher werden wir weiter mit aller Kraft daran arbeiten, dass diese Versorgung mit der Schaffung von rechtssicheren, genehmigten Milchbuden auch zukünftig sichergestellt ist.

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